Intervalle

Angela Sommerhoff präsentiert eine neue Gemäldereihe, die auf synästhetischen Empfindungen basierend entstanden ist.

Als Synästhesie verstehen wir die Verknüpfung mehrerer voneinander unabhängiger Sinne. Wenn ein Reiz des Sehsinnes eine Empfindung des Hörsinnes auslöst oder mitanregt, und die entsprechende Person einem Klang eine besondere Farbe zuteilt, dann erkennen wir darin z.-B. eine Synästhesie.

1866 wurde von Alfred Vulpian erstmals der Begriff „Synästhesie „ verwendet, die tatsächliche Forschung um dieses Phänomen begann aber erst Anfang des 20. Jahrhunderts.

Die Künstlerische Avantgarde Deutschlands um Schönberg, Marc, Kandinsky aber auch diverse Schriftsteller wie etwa Thomas Mann, damals alle in und um München angesiedelt,  waren vom diesem Thema begeistert und an den Forschungen sehr interessiert. Allein die Reflexion derartiger Reizverknüpfungen kam einer Bewusstseinserweiterung nahe. Man prüfte, ob man nicht selbst synästhetisch veranlagt sei.

Hintergrund ist wohl ein alter Wunsch der Künstler, vielleicht auch der Menschheit, die einst getrennten schönen Künste wieder zusammenzuführen.

Seit der Antike führten die Künstler im Paragone einen Wettstreit, welche Kunst die edelste, die beste, die wahrhaftigste sei. Die Bildhauer versuchten besonders malerisch zu arbeiten aber auch „treffend echt und natürlich“, die Maler versuchten in ihren Gemälden Steinmetzarbeiten zu imitieren, die Grisaillen. Komponisten ließen ganze Landschaften oder Historien in Ihren Schöpfungen entstehen.  Dieser Wettstreit befruchtete die Entwicklung der Kunst enorm, dennoch trugen aber die Musen das göttliche Geschenk der Kunst aus dem Tempel in verschiedene Richtungen auseinander.

In der Synästhesie , bzw. in einer bewussten Zusammenführung der Künste liegt eine interessante Aufgabe unserer Zeit, einer Zeit die leider häufig für Trennung steht. Kunstschaffende, Kunstkritiker, Kunstliebhaber und Kenner haben die Möglichkeit zu vereinen, was die Mode einst streng geteilt. Und welche unfassbare Kraft, welch überwältigende Erlebnisse beschert uns die Zusammenführung der Künste? Denken wir nur an die Oper.

Angela Sommerhoff verbindet in Ihren Bildern Musik und Malerei und Sie weist beiden Gattungen auch einen Ort im Lebenszyklus des Menschen zu.  Ihre Intervalle stehen für Entstehen, Werden und auch Vergehen, sie versteht es auf ganz subtile und feinsinnige Weise Klängen eine Farbe, eine bildliche Komposition zu geben.

Aus diesen Gründen bat das Stadtmuseum Bad Tölz, Frau Angela Sommerhoff, am Ausstellungsreigen des Thomas-Mann-Jahres teil zu nehmen.

Das gesamte Ausstellungsjahr 2017 versucht als work in progress eine Zusammenführung der Künste und eine Transformation der avantgardistischen Momente und Strömungen der Zeit um 1900 in die Gegenwart.

Elisabeth B. Hinterstocker, Kunsthistorikerin und Museumsleiterin (Juni 2017)

Intervals

Angela Sommerhoff presents a new series of paintings which is based on synesthetic sensations.

The artistic avant-garde of Germany, centered around Schönberg, Marc, Kandinsky, but also various authors as for example Thomas Mann, at that time all settled in and around Munich, were inspired by the subject of synesthesia and were highly interested in correlated researches. The reflection of such links of stimulus alone came close to a heightening of awareness. Hence, one checked whether one was synesthetically assessed oneself. The background for these studies likely being an old desire of the artists, maybe also of humanity: reuniting the fine arts once separated.

Since ancient times artists have been in dispute about the question of which art is the noblest, the best, the most truthful. The sculptors tried to work especially picturesquely, however, also “appropriately authentic and naturalistic“; the painters tried to imitate stonecutter works in their grisaille paintings. Composers gave rise to whole landscapes or histories in their creations. This competition stimulated the development of the arts crucially, however, the muses spread the divine present of the arts from the temple in different directions.

In synesthesia, or in a deliberate junction of the arts, lies an interesting task of our time, a time that, unfortunately, often stands for separation rather than unification. Creators of art, critics of art, lovers and connoisseurs of art have the opportunity to bring together what was once strictly separated. And which unfathomable strength, what overwhelming experiences does the merging of the arts give to us? Just bear in mind the opera.

Angela Sommerhoff manages to connect painting and music in her pictures whilst also assigning both genres a place in the life cycle of a person. Her intervals signify formation, growth and transience; she is capable of giving sounds both a color and a pictorial composition in quite a delicate and subtle manner.

Therefore, the municipal museum of Bad Tölz asked Mrs. Angela Sommerhoff to take part in the exhibition series celebrating Thomas Mann’s life and working period in Bad Tölz a hundred years ago.

The whole exhibition year 2017 aims at uniting the arts and at transforming the avant-garde moments and movements of the time around 1900 into the present.

Elisabeth Hinterstocker, Art Historian and Director of the municipal museum Bad Tölz (June 2017)